Auf einem Lehrgang für den Obstbaumschnitt hat man uns einmal erklärt:

Der Winterschnitt kommt daher, dass früher nur die Bauern die Obstbäume geschnitten haben und diese berufsbedingt nur im Winter Zeit dazu hatten

Wieviel Wahrheit nun in dieser Aussage steckt können wir leider nicht beurteilen, aber dass man Obstbäume nur im Winter schneiden darf, dass ist – wenn es einmal wirklich so war – längst überholt.

Auch wir schneiden unsere Bäume im Sommer und Winter. Und genau diese beiden Schnitte sind unglaublich wichtig, denn während der Winterschnitt das Wachstum anregt, hemmt der Sommerschnitt das Wachstum. Auf dem Bild oben sehen wir einen Baum, der schon länger gar keinen Schnitt bekommen hat und vermutlich vorher auch nicht perfekt geschnitten wurde. Aus einem uns bisher unerklärchlichen Grund haben wir diesen Baum im Winter übersehen.

Den längst überfälligen Schnitt haben wir also jetzt im Spätsommer nachgeholt. Achtung: Einen solch extremen Schnitt wie wir Ihn dieses Mal durchgeführt haben im Sommer, kann man nur machen, wenn der Baum kaum bis keine Früchte trägt. Andernfalls ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er die Früchte nicht mehr vernünftig ausbildet.

Wir haben uns also zu zweit an den eigentlichen Schnitt gemacht und waren insgesamt 2 Stunden beschäftigt. Wie man gleich auf dem nachfolgenden Bild erkennt, haben wir auch nicht alles notwendige rausgenommen, sondern ab einem gewissen Punkt halt gemacht, damit der Baum sich noch erholen kann.

Damit wir überhaupt erst einmal Grund in die Angelegenheit bekommen haben, sind wir von Innen nach Außen vorgegangen. Sprich wir haben zu erst den Baum Innen von Wasserschösslingen und hereinragenden Ästen befreit. Dadurch konnten wir besser durch dem Baum schauen und die eigentliche Kontur und die Leitäste erkennen. Danach haben wir den Baum entsprechend weiter geschnitten und das obrige Bild ist das Ergebnis. Wie eben schon erwähnt, war es bei diesem Baum egal, denn er hatte eh nur (gefühlt) 5 Früchte am Baum.

Vorteile eines Sommerschnittes:

1. Bremst das Wachstum
2. Führt zur Bildung neuer Fruchttriebe
3. Früchte reifen besser aus
4. Durch den im Saftfluss stehenden Baum können Wunden schnell verschlossen werden
5. Pilzerreger, Bakterien oder Virusinfektionen können durch schnell verschlosseene Wunden abgewehr werden
6. Weniger anfällig für Pilze, da die Mitte lichter ist und somit besser abtrocknen kann

Wichtige Hinweise:

Süss- und Sauerkirschen werden nach Abschluss der Erziehungsphase ausschließlich im Sommer geschnitten. Und dann auch erst nach der Ernte, aber vorsichtig mit dem Schnitt, wenn man zu radikal schneidet, dann schießt der Baum im kommenden Jahr umso mehr. Hier gilt also: Weniger ist mehr

Zwetschgen/Pflaumen Der normale Erhaltungsschnitt wird zeitlich mit/nach der Ernte durchgeführt. Zwetschgen/Pflaumen erfordern einen regelmäßigen, aber zurückhaltenden Schnitt. Fruchtzweige die älter als drei Jahre sind, sollten oberhal eines zweijährigen Triebs entfernt werden und das Kroneninnere sollte ausgelichtet werden.

Birnen sind gleich zu behandeln wie Apfelbäume. Auch diese Bäume vertragen einen guten und kräftigen Rückschnitt.